(Dark Fired) Kentucky

30.06.2018 15:10 (zuletzt bearbeitet: 26.10.2019 12:49)
avatar  Deniz
#1 (Dark Fired) Kentucky
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Ahoi,
mal wieder ein neuer Beitrag zum Tabak-Lexikon.

Heute geht es um Kentucky Tabak! Auch, wenn ich einiges an Infos herausbekommen konnte, ist immernoch nicht ganz klar: Ist Kentucky jetzt IMMER "dark fired", oder gibt es ihn auch "normal"? Einige Stimmen sagen Kentucky ist eine Untersorte vom Burley und wird immer über Hölzern geräuchert.. andere sprechen hingegen von nicht-gefeuertem Kentucky! Oft ist von "Kentucky-Burley" die Rede, manche zählen Kentucky aber auch als eigene Varietät! Wer weiß da mehr?


Hier einige Infos, die ich auftreiben konnte

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Allgemeines:
(Dark fired) Kentucky.... das Herz und die Seele sogenannter "Dutch Blends", holländischer Mischungen, häufig in "Zwaren" oder "Halfzwaren" Drehtabaken anzutreffen und alles andere als ein Nasenschmeichler! Das US-Pendant zum Latakia könnte man sagen, wobei sie sich nur in sofern ähneln, dass beide Tabake über (heimischen) Hölzern geräuchert ("fire-cured"/"dark fired") werden. Während der Latakia oft als "rauchig", "ledrig", "cremig", oder gar "muffig" beschrieben wird, ist der Geschmack des dark fired Kentuckys ein anderer! Rauchig ist er auch, aber ansonsten eher erdig, holzig, fast ein bisschen scharf und rau um die Kanten - das macht diesen Charakterkopf der Tabake aus!

Wurde er in Pfeifenmischungen öfters als "Würztabak", wie Latakia oder Perique genutzt, gibt es heute ganze Blends, die sich um ihn drehen! Old Dark Fired, Bold Kentucky, JackKnife Plug, Lakeland Dark oder der neue Manyara von HU, um nur einige zu nennen, sind keine "Leichtgewichte" im Kentucky-Anteil und gerade das macht ihren einzigartigen, ungezähmten Charakter aus!
Aber auch in "seichteren" Mischungen, wie z.B. als Ergänzung zu einem Va/Per harmoniert der Kentucky fabelhaft und wird gerne zum würzen genutzt!

Neben "zwaren" Drehtabaken, findet er auch seine Verwendung in Kau- und Schnupftabak, besonders aber im Kautabak! Nicht nur wir Pfeifenraucher haben unsere "Twists/Ropes", nein, auch Kautabak kann man als Twist kaufen und kauen - ebenso, wie einige die fürs Kauen gedachten Twists auch rauchen! Ein Beispiel ist hier der "Cotton Ball Twist"!

Sein Name verrät seine Herkunft! Er stammt (ursprünglich) aus den US-Bundesstaaten Kentucky (que surprise!) und Tennessee, wird aber heute auch anderswo kultiviert! Italien z.B. baut einen hervorragenden Kentuckytabak an, der in den Toscano Zigarren seine Verwendung findet! Afrika ist auch ein großer Produzent und besonders für uns EU-Pfeifenraucher wichtig, da viel des Kentuckys, der in unseren Mischungen genutzt wird daher kommt! Aber auch Polen und andere US-Bundesstaaten bauen Kentucky in (vergleichsweise) kleineren Mengen an.
Der Kentucky teilt sich (s)eine Geschichte mit dem Burley Tabak, aus dem er hervorgegangen ist!

Hier ein interessanter Berich von Russ Oulette (dem Chef-Mischer von Pipes & Cigars dot Com) zum Thema Dark Fired Kentucky:

Zitat
The Growing Fascination with Dark-Fired Kentucky
April 21, 2015 By Russ

When I introduced BlackHouse in 2011, it included a small amount of dark-fired Kentucky. It was only the second blend that I had made with it, and I always treated it (and still do) as a condimental tobacco. I knew of Orlik Dark Strong dark-firedKentucky and Peter Heinrich’s Dark Strong Flake as being fairly stout in their dark-fired content, and that Peterson’s Irish Flake had quite a bit, too. While I liked these blends, It never occurred to me to try to make anything quite that strong. Since that time, though, a number of new blends have hit the market with robust amounts of dark-fired, such as GL Pease’ Jackknife Plug and Mac Baren’s HH Old Dark Fired and HH Bold Kentucky.

Why the sudden interest in this leaf? Maybe it will help to discuss what it is, first. Is dark-fired Kentucky a Burley? It depends on who you talk to. Most people say yes as the raw leaf is certainly more like Burley than any other type of leaf. But the growers refer to it as Kentucky and never call it Burley. In any case, it’s a darker leaf, low in sugar, high in oils and a bold spiciness, even before the fire-curing. Instead of hanging the tobacco is a barn and allowing the air movement to cure the leaf, the barn has a smoldering fire using aromatic woods, in the US, hickory is often used. One common misconception is that, because of its name, it’s only grown and processed in America. Much of the dark-fired, especially in the European market comes from Africa, and since the native woods there are different, the resulting flavor and aroma is different as well.

The smokiness of dark-fired is less pronounced than Latakia, and unlike Latakia, dark-fired Kentucky has a lot of spice and a pretty fair nicotine hit. I consider the flavor to be rustic. The American version, probably due to the soil and wood, has a hearty character, while the African type has a somewhat floral undertone. Until recent years, dark-fired was almost always used as a condimental tobacco, used to add a subtle smoky flavor and a bit of power. But newer blends are using it much more prominently, and the results can be very interesting. I find Orlik’s Dark Strong Kentucky and Mac Baren’s HH Old Dark Fired to exhibit more of the floral note, while HH Bold Kentucky is more earthy, and I think that part of that is due to the fact that it uses both African and American dark-fired.

Dark-Fired takes on a whole new character depending upon what it’s combined with. I like it best when counterbalanced with some sweetness. When I put together my first blend in the RO Series, Fire Storm, I combined some Kentucky with extra-sweet Virginias and a robust amount of Perique. The blend is unabashedly bold, but the sweetness levels out the somewhat harsh nature of the dark-fired. In the case of BlackHouse, and the blend it attempts to emulate, Balkan Sobranie No. 759, it adds a bit of a bass note to deepen the flavor of an otherwise bright and smoky blend.

One of the signature characteristics, for me, is a little bit of a catch in the back of my throat, much like I get from a spicy cigar. I don’t mind it, but it’s helpful to know if I’m sampling a new blend because it lets me know if there’s Kentucky in the mix.

[...]

[center]Quelle : TalkingTobacco.com



Genau so, wie der Burley Tabak, ist (dark fired) Kentucky ein wichtiger Wirtschaftszweig für die Staaten, die ihn kultivieren. Denn er findet - leider - seinen hauptsächlichen Einsatz in Zigaretten, oder Drehtabak, und da wird noch ein bisschen mehr Geld verdient, als mit Pfeifentabak. Nichtsdestotrotz klagen auch die Burley- und Kentucky-Farmer über einbrechende Umsätze. Der Artikel Burley tobacco acreage to reach a new low in Kentucky vom Staat Kentucky selbst legt Zeugnis über die immer geringere Rolle der Kultivierung von Tabak in unseren modernen Tagen - einige Kentuckyfarmer widmen sich jetzt dem Hanfanabu, wie dieser Artikel schreibt und anderswo spricht man sogar von einer "Kentucky Tobacco Farmer Crisis".

Über den Anbau von Kentuckytabak:

Bei einem (deutschen) Händler für Tabaksamen habe ich gelesen, dass der Kentuckytabak aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit und Robustheit besonders auch für Neulinge der Tabakkultivation geeignet. Weiter sollen große Kentuckypflanzen wie Engelstrompeten aussehen (aber zum Glück wohl nicht so wirken! ) und werden im Februar angezüchtet und gegen Mai rum "in die Welt entlassen", sprich aufs Feld gepflanzt. Sie wachsen zwischen 1-3m hoch und blühen zwischen Juli und September.
Wer mehr über den Anbau von Kentuckytabak wissen möchte, findet bei "Heirloom Organics" einen interessanten Bericht dazu!

Nach der Ernte...
...wird der Tabak in sogenannten "Barns", kleinen Hütten zum "curing", dem Trocknen aufgehangen. Wie bei anderen Tabaken auch üblich, werden die großen Tabakblätter auf eine Kordel aufgeknöpft und zum trocknen aufgehangen. Aber der Kentucky ist ja nicht "sun-cured" (also unter freiem Himmel getrocknet", oder "Air-Cured", sondern "dark fired"! Was macht ihn also dazu?

Ganz einfach: In diesen "Barns", den Hütten, werden aromatische Hölzer verbrannt. Diese liegen unter den Tabakblättern und "räuchern" den Tabak so quasi.
Bilder davon könnt ihr HIER (PipesMagazine Forum - Thema "Dark Fired Kentucky Discussion", Beitrag von "woodsroad")

Das Holz vom Hickorynussbaum wird z.B. häufig und gerne genutzt! Aber auch Eichenholz und weiter Hölzer werden verwendet Kentuckytabake aus Afrika werden über anderen Hölzern "geräuchert", was ihnen natürlich auch einen anderen Geschmack verleiht. Das verwendete Holz spielt also eine gewichtige Rolle beim Geschmack!
Und das unterscheidet ihn auch vom Latakia: Während der Latakia aus Orientblättern hergestellt wird und mit (in Syrien oder Zypern) heimischen Hölzern "dark fired" wird, bekommt er einen ganz anderen Geschmack - wegen des verschiedenen Grundtabaks, aus dem er hergestellt wird, genauso, wie wegen den verwendeten Hölzern!
Trotzdem finde ich den Vergleich "Der US-Bruder des Latakias" ganz treffend! ;-)

Der Geschmack von (dark fired) Kentucky:
Tja... das ist ja bekanntlich sehr subjektiv, aber einige Umschreibungen für das Aroma des Kentuckys, von mir und aus dem Internet:
-> Rauchig, holzig, nussig, erdig

In kleineren Mengen gibt er einer Mischung etwas Würze und auch Körper. Sein rauchiger Geschmack harmoniert dabei bestens mit der Süße eines Virginias z.B. oder der spritzig-fruchtigen Pfeffrigkeit eines Periques! Aber auch in höheren Dosen hat er seinen Charme! Blends wie Bold Kentucky z.B. sind zutiefst erdig, schön rauchig und man schmeckt die Hlzer des "fire-curings" klar raus. Er hat einiges an Nikotin geladen - was ihn auch klar vom eher nikotinarmen Latakia unterscheidet - und offeriert einen sehr vollen, leicht "rauen" Geschmack. In Blends wie dem "dark Twist" von TAK, wo er mit 50% präsent ist und durch 50% Perique erweitert wird, nimmt er ganz andere Dimensionen an! Ein wahres "Powerhouse" ist er dann, fast muffig und leicht scharf - aber doch sehr angenehm, für den Raucher, der einen kräftigen, herben und sehr würzigen Rauch mag.

Eine kleine Anmerkung zum "fire-curing" von Pfeife-Tabak.de

Zitat
Die Räuchertrocknung des Tabaks haben übrigens die ersten Siedler von den Indianern gelernt die dieses Verfahren der Tabakaufbereitung schon seit langen kannten und praktizierten. Diese Art der Trocknung und Aufbereitung war in früheren Zeiten die bevorzugte Behandlung des Tabaks, er wurde, unter anderem, auf diese Art für die langen Schiffstransporte nach Europa konserviert und gegen die salzhaltige Meerluft widerstandsfähiger gemacht. Wir kennen solch ein Verfahren der Haltbarmachung und Geschmacksverbesserung ja bestens vom Rauchfleisch her.





Einige Blends mit dark fired Kentucky:
- Mac Baren's Bold Kentucky & Old Dark Fired
- GLP's JackKnife Plug
- Samuel Gawith Lakeland Dark
- HU Tobacco's Manyara
- Peter Heinrichs Dark Strong Kentucky (aka. Orlik Dark Strong)
- TAK Tom´s dark Twist (50% Dark Fired Kentucky!!!)
- .....BITTE DIESE LISTE BELIEBIG ERGÄNZEN!


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So weit, so gut! Wer noch Anregungen, Verbesserungen oder weiter Infos hat, kann diese gerne hier teilen! Auch Blends mit dark fired Kentucky sind gerne gesehen, um die Liste zu erweitern!

Hoffe ihr hattet bisschen Freude an dem Beitrag und vllt. habe ich ja den ein oder anderen angeregt auch mal einen Kentuckytabak zu rauchen! ;-)

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder.

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08.05.2019 11:40
avatar  Timber
#2 RE: (Dark Fired) Kentucky
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Heyho,

Wieder ein schöner, sehr informativer Beitrag, wo ich einfach nen Kommentar schreibe um ihn wieder hervorzuholen.
Nicht jeder kann große zumischungen dieses Tabaks ab, einigen, so auch mir, bereitet er kräftig magengrimmen. Vom Bold Kentucky hab ich eine Füllung geraucht und den Tabak danach verschenkt. Mir war nach der Hälfte schwindelig. Das brauche ich nicht beim Rauchen.
An den Twist von TAK hab ich mich gar nicht erst rangewagt.
Ich gönne aber jedem derartige Mischungen von Herzen.
In der Zeit wo ihr sowas raucht, könnt ihr keine Tabake die ich mag rauchen und es bleibt mehr für mich

Greetz Marian

Greetz Marian

Was ist Glück?
Die Fähigkeit zufrieden alt zu werden.

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08.05.2019 13:00
avatar  Deniz
#3 RE: (Dark Fired) Kentucky
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Danke @Timber und gut, dass du diese Themen wieder hochholst! Nach Artikel 13 muss ich doch alle Bilder erstmal wegrationalisieren denke ich... mal sehen woher ich jetzt "Mal eben" ein Bild von einer Scheune voller Kentucky Tabak finde..

Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen haben keine Lieder.

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26.10.2019 09:58 (zuletzt bearbeitet: 26.10.2019 09:59)
avatar  Paxi ( ausgeschieden )
#4 Vom Samen bis zum Tabakblatt..
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Paxi ( ausgeschieden )



Anbau und Verarbeitung von fire cured tobacco in West Kentucky.

(man kann Untertitel anwählen falls man Verständnisprobleme mit dem Dialekt hat)


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